Sin Sod bzw. das Brautgeld

Sin Sod bzw. das Brautgeld

Das wohl heikelste Thema, wenn es um die Heirat einer Thailändischen Frau geht, ist das Brautgeld (Sin Sod, สินสอด). Es sorgt oft für Streit und ausländische Männer fühlen sich, als würde man versuchen sie zu betrügen. Insbesondere dann, wenn sie sich zuvor nie damit auseinandergesetzt haben und sich nicht bewusst sind, dass das Brautgeld noch immer ein wichtiges Thema in Thailand ist.

Sin Sod meint dabei jedoch nicht ausschließlich Geld. Auch andere Werte wie Gold, Grundstücke oder Häuser sind Möglichkeiten, den Brautpreis zu bezahlen.

Hinweis: Wenn ich den Begriff Brautpreis verwende, benutze ich einen historischen Terminus. Damit ist in diesem Kontext nicht gemeint, dass man einen Menschen, sprich die Braut, kauft und diese anschließend jemanden gehört.

01. Wozu gibt es den Sin Sod?

Das ist historischen Ursprungs. Im Wesentlichen gibt es zwei Gründe.

Leben in Thailand - Sin Sod - Absicherung
I. Absicherung der Eltern/Großeltern im Alter

Die Familie hat in Thailand verglichen mit der westlichen Welt einen sehr hohen Stellenwert – wenn nicht sogar den höchsten.

Alte und/oder kranke Menschen werden nicht ausreichend durch ein Sozialsystem abgefangen. Entsprechend kümmern sich die Kinder oder Enkel um ältere Familienmitglieder. Sie pflegen sie, kümmern sich ums Essen und helfen auch sonst um alle Bedürfnisse.

Der Tradition nach sind es die weiblichen Familienmitglieder, die diese Aufgabe übernehmen. Und hier wird auch das Problem deutlich. Wenn eine Frau heiratet, steht sie der Familie für diese Aufgabe in der Regel nicht mehr zur Verfügung.

II. Absicherung der Braut bei einer Trennung

Wie in jedem Land der Welt, scheitern auch Ehen in Thailand. Wenn die Frau kein eigenes ausreichendes Einkommen hat und/oder Kinder vorhanden sind, steht sie mit dem Rücken ziemlich zur Wand im Falle einer Trennung. Das Brautgeld soll ihr die Möglichkeit geben, sich über Wasser zu halten und etwas Neues aufzubauen.

III. Andere Verwendungszwecke
Kosten der Hochzeitsfeier

Nun haben sich die Zeiten geändert und eine Absicherung von Eltern und Braut steht nicht immer im Fokus. Dies hängt ja unter anderem auch von den Zukunftsplänen des Brautpaares ab. Nicht selten findet das Geld auch Verwendung in der Bezahlung der Hochzeitsfeierlichkeiten. Diese sind je nach Größe der Hochzeit nicht unerheblich.

Bittere Realität

So edel die Hintergründe auch gemeint sind, muss ich doch anmerken, dass das oft nicht der Thailändischen Realität entspricht. Das Brautgeld wird beispielsweise auch für Nonsens, Glücksspiel oder schlicht für Alkohol ausgegeben. Da braucht man sich nichts vormachen.

Leben in Thailand - Sin Sod - Kosten der Feier

Für den angehenden Bräutigam spielt das jedoch eine untergeordnete Rolle. Das Geld ist für ihn meistens sowieso weg.

Rückgabe

Ich spreche von „meistens“, weil es auch Fälle gibt, in denen das Brautgeld im Anschluss an die Hochzeit von den Eltern an das Brautpaar zurückgegeben wird. Das ist vor allem der Fall, wenn die Familie finanziell ohnehin gut dasteht. Diese Praxis geht sogar so weit, dass es in Thailand Unternehmen gibt, die dem Bräutigam das Geld für die Hochzeit gegen Bezahlung leihen.

02. Warum ist der Sin Sod ein heikles Thema?

Wie bereits erwähnt ist der Sin Sod oft Grund für Streit zwischen angehendem Bräutigam und der Familie der Braut. Vor allem westliche Männer zeigen oftmals kein Verständnis für diesen kulturellen Aspekt und verweigern die Zahlung komplett.

Sie würden ja anschließend sowieso für die Frau sorgen. Dieses Argument vergisst aber die Tatsache, dass Geld nicht für die Braut gedacht ist, sondern als Absicherung für die zurückbleibende Familie. Außerdem muss hier auf einen anderen extrem wichtigen Punkt in der Thailändischen Kultur hingewiesen werden: den Gesichtsverlust.

Leben in Thailand - Sin Sod - Ansehen der Familie
I. Ansehen der Familie

Die Übergabe des Geldes an die Brauteltern ist ein Teil der Hochzeitszeremonie und reiht sich normalerweise zwischen die Kan-Mak-Parade und die in Zentralthailand verbreitete Wasserweihung (Rod Nam Sang) ein. Dabei wird der Sin Sod reich mit Blumen verziert und feierlich präsentiert. Alle Anwesenden sollen es sehen können. Ein guter Ehemann trägt Verantwortung für die Braut und deren Verpflichtungen gegenüber ihrer Familie.

Den Sin Sod komplett zu verweigern, geht einher mit einem Gesichtsverlust für die Familie, die Braut und dem Bräutigam selbst in den Augen der Gemeinde. Entscheide selbst, ob du unter diesen Voraussetzungen in die Ehe gehen willst.

II. Manchmal ist Vorsicht geboten

Wie bei allem im Leben, gibt es auch hier zwei Seiten. Es kommt auch vor, dass die Naivität eines Ausländers ausgenutzt wird. Brautgeld wird in der Regel nur bezahlt, wenn die Frau noch nie verheiratet war. Ja, es mag Situationen geben, wo das anders ist. Pauschale Aussagen kann man in Thailand nicht treffen.

In der Regel kann man jedoch davon ausgehen, dass bereits ein Sin Sod gegeben wurde, sollte deine Herzensdame bereits verheiratet gewesen sein. Wird in einem solchen Fall von den Brauteltern auf eine erneute Zahlung bestanden, sollten bei dir alle Alarmglocken angehen.

Respekt vor der Kultur ist eine Sache. Der ist richtig und wichtig. Vor allem, wenn du in Thailand leben möchtest. Jedoch solltest du auch nicht naiv sein.

Leben in Thailand - Sin Sod - Vorsicht

03. Verhandlungen

Normalerweise werden die Verhandlungen mit dem Vater der Braut geführt. Dies geschieht entweder über einen Mittelsmann oder unmittelbar. Je nach familiärer Situation der Braut, können die Gespräche aber auch zwischen dem angehenden Bräutigam und der Mutter oder einem der Großeltern der Braut geführt werden.

I. Höhe des Sin Sod

Wie viel Geld gezahlt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Summe schwankt zwischen wenigen Tausend Baht und vielen Millionen Baht. Faktoren sind:

Leben in Thailand - Sin Sod - Verhandlungen
  • Aussehen: Auch wenn Feministen jetzt Schnappatmung bekommen werden. Es ist nun mal Realität in Thailand (und anderswo), dass die Höhe des Brautgeldes mit dem Hübsche-Nase-Faktor der Frau steigt. Zum Glück liegt Schönheit ja noch immer im Auge des Betrachters.
  • Alter: Jüngere Frauen haben in der Thailändischen Gesellschaft größere Chancen nach einem etwaigen Scheitern der Ehe einen neuen Mann zu finden. Auch diese Chancen wirken sich auf den Sin Sod aus.
  • Bildung: Mit der Bildung geht normalerweise auch die soziale Stellung der Braut einher. Bei Frauen mit einem Universitätsabschluss wird normalerweise ein höherer Sin Sod abgerufen als bei Frauen, die beispielsweise kaum Schulbildung haben.
  • Jungfräulichkeit /Familienstand: Wenn die Frau bereits verheiratet war, wird nur in Ausnahmefällen noch mal Brautgeld bezahlt. Hingegen wird die Höhe des Sin Sod steigen, wenn die Frau noch keinerlei sexuelle Erfahrungen gemacht hat.
  • Ansehen der Brautfamilie: Ebenfalls ein Faktor ist das Ansehen und die soziale Stellung der Familie in der Gemeinde. Je höher der Status desto höher auch das Brautgeld.
  • Verpflichtungen: Nicht selten kümmert sich die Frau bereits um Familienangehörige oder auch eigene Kinder. Je nachdem für wie viele Menschen sie Sorge zu tragen hat, kann auch das die Höhe der Zahlung beeinflussen.
II. Meine persönliche Situation

Und jetzt Butter bei die Fische: Wie viel habe ich bezahlt?

Da muss ich dich enttäuschen. Das werde ich hier nicht öffentlich machen. Dennoch ein paar Sätze dazu, wie das Ganze bei mir ablief.

Da meine Partnerin und auch ich vorwiegend mit ihrer Mutter zu tun haben, liefen die Verhandlungen zwischen ihr und mir ab.

Der Problematik war ich mir vorher bewusst. Meine Partnerin ist sehr hübsch (Okay: Wer würde da schon was anderes von seiner Verlobten behaupten?), war nie verheiratet, hat einen Universitätsabschluss und kümmert sich um ihre Großeltern. Alles Faktoren, die mich nichts Gutes erahnen ließen. Mit einem höheren Brautgeld rechnete ich also.

Leben in Thailand - Sin Sod - Meine Situation

Wie hoch „hoch“ aber bedeutet, hatte selbst mich überrascht. Dass wir uns gestritten hätten, würde ich nicht sagen. Jedoch war die Situation angespannt. Die Verhandlungen zogen sich über drei Tage und waren hin und wieder alles andere als einfach. Zwischenzeitlich wurde mir auch angeboten, dass ich einfach gar nichts zahlen solle, was ich aber mit dem Wissen um den damit einhergehenden Gesichtsverlust ablehnte.

Fazit
Leben in Thailand - Sin Sod - Fazit

Am Ende wurden wir uns einig. Die vereinbarte Summe ist niedrig genug, dass ich sie stemmen kann – wenn auch nicht ganz einfach – und hoch genug, um der sozialen Stellung, Bildung usw. meiner Verlobten gerecht zu werden.

Du solltest das Thema definitiv ernst nehmen und dich entsprechend vorbereiten. Und vor allem empfehle ich dir, mit etwas Sensibilität zu agieren. Nicht mit westlicher Arroganz, wie sie mir so oft in sozialen Medien entgegenschlägt, wenn es um das Brautgeld geht.

Schlussendlich muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden, wie er zu dem Thema Sin Sod steht.

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