01. Eines vorweg
Dies ist einer der Beiträge, die grundsätzlich nur meine eigene Erfahrung wiedergeben können. Der Ablauf ist stark abhängig von dem, was ihr im Vorfeld ausgemacht habt. Zum Beispiel davon, ob ihr Brautgeschenk, Brautgeld und ähnliches bereits vor der Hochzeit überreichen wollt bzw. überhaupt etwas in der Richtung plant, der familiären Situation und anderen Faktoren.
Kurzum: Bei dir kann die Verlobung ganz anders aussehen.
Wenn ihr euch in Thailand trauen lassen möchtet, ist eine offizielle Verlobung auch nicht unbedingt notwendig. Das obliegt ganz euren Wünschen. Solltet ihr euch jedoch dafür entscheiden, könnte das ganze zum Beispiel wie folgt ablaufen.
02. Die familiäre Situation meiner Partnerin
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Eltern meiner Partnerin schon seit vielen Jahren getrennt leben und kaum noch miteinander zu tun haben. Für mich hatte das zur Folge, dass ich meinen angehenden Schwiegervater lange nicht persönlich zu Gesicht bekam, während ich zu der Mutter meiner Partnerin bereits eine mehrjährige Freundschaft pflegte.
Bei der Verlobung im Kreise der Familie hatte ich es demzufolge mit zwei Familienzweigen zu tun, wobei ich die Seite des Vaters noch so gut wie gar nicht kannte.
03. Vorbereitung
Die Bedingungen der Heirat sollten nach Möglichkeit bereits vorher abgesprochen sein. Das macht die Verlobung eher zu einem formalen Akt und du vermeidest Unsicherheiten und böse Überraschungen. Speziell standen folgende Dinge in meinem Fall schon fest:
Hochzeitsdatum
Wobei ich hier das Datum der buddhistischen Hochzeit bzw. der Hochzeitsfeier und nicht den Akt des Unterschreibens der Heiratsurkunden auf dem Bezirksamt meine.
Brautgeld (Sin Sod)
Das ist mit Sicherheit eines der heikelsten Themen bei der Heirat mit einer Thai.
Verlobungsringe
Diese sind in Thailand nicht unbedingt notwendig. Solltet ihr jedoch welche haben wollen, kauft ihr sie im Vorfeld, da sie bei der Verlobung benötigt werden. Dieser Punkt führte zu einem Missverständnis zwischen meiner Partnerin und mir, weswegen wir die Ringe etwas in Eile kurz vor der Verlobung besorgen mussten.
Noch ein Hinweis. In Thailand trägt man den Verlobungsring auf der rechten und der Ehering auf der linken Hand. Eine Tatsache, die mir nicht bewusst war und meine Freundin in der Eile auch vergessen hatte mir mitzuteilen. Glücklicherweise passte der Ring aufgrund meiner „perfekt symmetrischen Ringfinger“ auf beide Hände gleichermaßen gut. 555
Andere Bedingungen
Natürlich hat die Familie ein Interesse am Wohlergehen ihres Sprosses. Zumindest sollte das so sein. Deswegen kann es durchaus Fragen zur gemeinsamen Zukunft geben. Wo wollt ihr leben? Wie wollt ihr leben? Wollt ihr Kinder? Wollt ihr bauen? Wie ist es mit der Sprache? Und so weiter und so fort. Du solltest also auf solche Fragen auch eine Antwort haben können.

04. Anwesende
Auf der mütterlichen Seite der Brauteltern waren die Mutter selbst und die Großmutter meiner Partnerin anwesend. Auf der anderen Seite waren es der Vater sowie dessen Eltern. Zudem waren die ältere Schwester und der jüngere Bruder meiner Partnerin zugegen, während ich seelische und moralische Unterstützung eines befreundeten Farangs hatte.
05. Stimmung
Nach unserer Ankunft im Haus des Vaters setzten wir alle zusammen im Kreis auf den Boden. Anfänglich ging es keineswegs um Themen wie Verlobung oder Hochzeit, sondern es wurde sich über alltägliche Dinge oder Erinnerungen an alte Zeiten ausgetauscht. Zur Auflockerung der Stimmung wurde auch ein wenig getrunken. Immerhin sollte es ja ein schöner Anlass sein und keine Beerdigung.
Zwischendurch gab mir die Großmutter väterlicherseits durch Zeichensprache die Frage zu verstehen, ob ich ihre Enkelin liebe, was ich sehr niedlich fand und selbstverständlich bejahte.
06. Verhandlung
Nach gut einer halben Stunde fingen die Anwesenden beider Familienzweige dann über die (bereits vorher ausgehandelten) Bedingungen zu diskutieren. Sowohl meine Partnerin als auch ich fragten die Eltern und Großeltern, ob diese in Ordnung seien. Dem etwas schwerhörigen Großvater wurden sie in ein paar einfachen Notizen schriftlich zum Abnicken vorgelegt.
Selbstverständlich gab es keine Gegenstimmen bei diesem „abgekarteten“ Spiel. Der Großmutter väterlicherseits sollte ich jedoch zusätzlich versprechen, für die Familie da zu sein und mich auch um die Geschwister meiner Freundin zu kümmern.
07. Entscheidung besiegeln
Anschließend sollten wir uns gegenseitig die Ringe aufstecken, wobei sämtliche Blicke genau auf unseren Fingern ruhten – natürlich auch die Smartphones, falls man sich das Ganze später noch mal in Full HD ansehen möchte („The Ring(-finger)“ oder so ähnlich). Hier kam es dann auch zu der oben erwähnten Verwirrung, ob dieser denn nun auf die rechte oder linke Hand gehört.
Daraufhin war das Prozedere beendet und wir waren offiziell verlobt.


08. Konsequenzen
Nun kann man das Prozedere mit den vielen Augenzeugen vielleicht belächeln, jedoch hat das tatsächlich Gründe. Eine Verlobung ist ein Ehe-Versprechen und da das thailändische Recht eine Verlobung kennt, ist diese auch bindend. Inwiefern so etwas bei einem Ausländer geahndet wird, entzieh sich meiner Kenntnis. Betrifft es zwei Thailänder, lässt sich jedoch dazu ab und an etwas in der lokalen Presse finden.
Da ich zum Zeitpunkt der Verlobung jedoch nicht in Thailand gelebt habe, sollte das thailändische Recht für mich an dieser Stelle nicht relevant sein. Interessant ist es dennoch.
Rechtliche Wirksamkeit der Verlobung?
Wichtig ist, dass die Verlobung noch nicht bindend ist, solange kein „Khongman“, d. h. ein Brautgeschenk, übergeben wurde. Auch das Brautgeld muss für die rechtliche Bindung bereits vor der Verlobung an die Eltern der Braut übergeben werden.
Schadensersatz bei einem nicht erfüllten Eheversprechen?
Kurzum: ja, das ist möglich. Es kann zu Schadensersatzforderungen kommen, sollte einer der Verlobten die Hochzeit verweigern. Diese umfassen Vorbereitungsleistungen für die Hochzeit genauso wie Schädigungen des guten Rufs. Und das Recht in Thailand sieht eine solche Forderung bereits dadurch begründet, dass die Verlobung aufgrund des Fehlverhaltens einer der Partner gelöst wurde. Überleg dir also gut, ob du weiterhin hübschen Thai-Damen hinterher gucken möchtest 🙂
09. Fazit zur rechtlichen Wirksamkeit
Die gesetzlichen Voraussetzungen und Konsequenzen sind natürlich weit komplizierter als hier wiedergegeben und wahrscheinlich im Falle einer Verlobung zwischen Thais und Ausländern auch in den meisten Fällen zu vernachlässigen. Zumindest sofern der ausländische Partner keinen Wohnsitz in Thailand hat. Aber es zeigt auch, dass man diese Angelegenheit nicht zu sehr auf die leichte Schulter nehmen sollte. Im Zweifel solltest du dich entsprechend juristisch beraten lassen.
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