Je öfter du dich in Tempeln aufhältst desto mehr wirst du die religiösen Praktiken der Thais kennenlernen. Hier möchte ich dir eine kurze Anleitung für ein paar grundlegende Praktiken geben, die dir begegnen werden. Vielleicht möchtest du dich ja selbst mal darin probieren. Auch diese Liste ist längst nicht vollständig und wird entsprechend fortgesetzt.
01. Buddha Respekt bezeugen
Was in anderen Religionen als Beten bezeichnet wird, nennt man in der thailändischen Sprache „ไหว้พระ“ (wâi phrá). Übersetzt bedeutet es so viel wie „Buddha grüßen“, wobei mehr „Buddha Respekt zollen“ gemeint ist. Dabei umfasst diese Praxis mehr als das reine Gebet am Altar in einem Tempel. Die genauen Schritte können sich von Tempel zu Tempel etwas unterscheiden, jedoch sind ein paar Dinge immer gleich.
Vorbereitung
Bevor es losgeht, kannst du in der Regel irgendwo in der Nähe des Eingangs Blumen, Räucherstäbchen, Kerzen und evtl. ein kleines Stück Papier mit Blattgold erhalten. Normalerweise reicht eine Spende von 20 Baht, um sich ein Bündel zu nehmen. In kleinen Tempel findest du die Blumenbündel und Räucherstäbchen auch direkt am Altar selbst.
Vergiss nicht, deine Wünsche für Glück, Geld und Gesundheit für dich und/oder deine Familie mit auf den Weg zu geben, bevor du Geld in die vorgesehene Box steckst.
Ablauf
- (Optional) Wenn eine Kerze vorhanden ist: Zünde diese an einer der vorgesehenen Feuerstellen (die meist wie eine schwarze Laterne aussehen) an. Dann gucke wo schon andere Kerzen stehen und such dir einen Platz aus. Lass etwas heißes Wachs auf die gewünschte Stelle tropfen und steck deine Kerze darauf.
Wenn die Kerze dabei umkippt und in die Schale darunter fällt, mach dir keine Gedanken und lass sie liegen. Das passiert auch Thais manchmal und ist nicht schlimm. Der gute Wille zählt. Gleiches gilt, wenn der Wind die Kerze auspustet. - Zünde die Räucherstäbchen (3 Stück) an der Feuerstelle an. Puste etwaige Flammen an den Stäbchen nicht aus, sondern schüttle sie einmal kurz, um die Flamme zu löschen.
- Nun gehe auf dem Teppich vor den Altar auf die Knie (Fersensitz) und drücke die Handflächen wie bei einem Wai (thailändische Begrüßung) zusammen, während die Räucherstäbchen und etwaige Blumen zwischen ihnen stecken. Nun kannst du leise (oder still in dich hinein) dein Anliegen vortragen, deine Wünsche äußern oder bestimmte zeremonielle Zeilen rezitieren.
- Dann legst du die Blumen auf den Altar oder steckst sie in eine Vase und die Räucherstäbchen in das dafür vorgesehen Gefäß (meist mit Sand gefüllt), gehst zurück in den Fersensitz und verbeugst dich dreimal ganz tief, wobei die Handflächen den Boden vor dir berühren und deine Stirn fast den Boden berührt.
- (Optional) Wenn ein Stück Papier mit Blattgold vorhanden ist: Entferne dich respektvoll von dem Altar und gehe zu der entsprechenden Buddha-Statue, an der sich in der Regel schon jede Menge Gold befindet. Öffne das Papier ein Stück und bringe dann das Gold durch vorsichtiges Reiben des Papieres gegen die Statue an. Manchmal sind es auch mehrere Stückchen Blattgold, die du an verschiedenen Stellen der Statue (wenn sie sehr groß ist) oder an verschiedenen Statuen anbringen kannst.
Besonderheiten
Manche Tempel haben noch andere Praktiken, wobei ich dir immer empfehlen würde, dich an den anwesenden Thais zu orientieren. Beispielsweise werden die Räucherstäbchen nicht immer angezündet, sondern nach dem Beten zusammen mit den Blumen einfach in die Vase gesteckt.
Es kann auch sein, dass du eine kleine Flasche Petroleum bekommst. Deren Inhalt verteilst du am Ende der ganzen Prozedur auf die Feuerstellen (also Petroleumlampen), wobei du vorsichtig sein musst, sollten diese durch viele Gläubige schon entsprechend voll sein.
Solange du dich respektvoll verhältst, wird man es dir nicht ankreiden, wenn du Fehler machst. Ein Tempelbesuch ist für die Thais etwas Besonderes, etwas Schönes. Es soll nicht ernst oder streng sein.
02. Stäbchenorakel
Vielleicht hast du auch schon mal gesehen, dass jemand vor dem Altar eine Büchse mit Holzstäbchen aufnimmt, kurz in sich hinein betet und diese anschließend mit beiden Händen schüttelt, bis eines der Stäbchen herausfällt. Dabei handelt es sich um das so genannte Siem Sii Stäbchenorakel. Du findest es vorwiegend aber nicht ausschließlich in Tempeln chinesischen Stils. Wenn du das auch mal probieren möchtest, achte nur auf folgende Dinge.
Nur ein Stäbchen: Hast du mehr als ein Stäbchen aus der Büchse geschüttelt, steck sie wieder hinein und fang noch mal an.
Nummer merken: Auf jedem Holzstäbchen ist eine Nummer vermerkt. Merke dir diese (oder mach ein Foto davon) und geh mit ihr zu einer Holztafel in der Nähe oder zu einer Person mit einer Tafel oder einem Koffer. Irgendwo sind die nummerierten Nachrichten, zu denen die Stäbchen gehören. Es kann sehr wohl sein, dass du dafür noch einmal eine Spende geben sollst.
Nur auf Thai: Und hier wird es etwas kompliziert. Wenn du der Thai-Sprache nicht mächtig bist, brauchst du entweder einen thailändischen Begleiter, der sie dir übersetzt oder du fotografierst die Nachricht und zeigst sie später jemanden, der Thai lesen und verstehen kann. Selten findest du sie in Englisch vor. Manchmal kann man die Nachrichten auf den Zetteln auch mit nach Hause nehmen.
Nachricht nicht annehmen: Wenn ein Thai die Nachricht liegen lässt oder sofort wegwirft und nicht darüber redet, dann frag auch nicht nach dem Inhalt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um keine positive Nachricht handelt und der/die Thai sie nicht für sich annimmt. Die Nachricht wird also sofort entsorgt bzw. ignoriert und es sollen auch keine weiteren Gedanken in sie investiert werden, da man die Prophezeiung sonst anzieht.
03. Fische freilassen
Eine Möglichkeit des religiösen Verdiensterwerbs (Tham Bun) ist es, Tiere zu kaufen und diese freizulassen. In Thailand begegnet einem diese Praxis häufig mit Fischen. Mit Vögeln konnte ich es aber auch schon beobachten.
Wo bekommst du die Fische her?
Im ländlichen Thailand kannst du sie fast überall erwerben. Meist sind es kleine Geschäfte oder Stände vor oder in der Nähe von großen Betrieben oder Supermarktketten wie Lotus, Makro, oder beispielsweise den Saha Farms (Geflügelhöfe). Ein Fisch kostet nur wenige Baht und man kauft üblicherweise gleich 4 – 5 Stück. Tham Bun kannst du aber auch mit lediglich einem Fisch machen.
In einigen Tempeln kannst du Fische auch direkt vor Ort kaufen. Das ist in der Regel jedoch nur in größeren Tempeln der Fall.
Wo lässt du die Fische frei?
Auf dem Tempelgelände oder in unmittelbarer Nähe befindet sich meist ein kleiner Teich, ein Fluss oder ein See. Dort kannst du die Fische bedenkenlos freilassen.
Achte jedoch stets auf deine Sicherheit, nicht, dass du selbst im Wasser landest. Normalerweise gibt es für solche Zwecke immer irgendwo einen kleinen Anleger oder ähnliches.
Ablauf
- Mit der Tüte oder dem Eimer in der Hand, in dem sich die Fische befinden, gehst du vor der Stelle, an der du sie freilassen möchtest, in die Hocke.
- Wahrscheinlich hast du nur eine Hand frei, so dass du diese zum Beten nehmen kannst. Beten bedeutet hier aber nicht unbedingt dasselbe, wie beispielsweise bei anderen monotheistischen Religionen. Es reicht völlig aus, seine Wünsche für sich, seine Familie und/oder Freunde still in sich hineinzusprechen.
- Anschließend lässt du die Tiere vorsichtig auf der Höhe des Wassers frei und bist glücklich darüber, etwas Gutes getan zu haben.
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